14,5 Jahre Karate

Die nächsten zwei Jahre trainierte ich dann fleißig für eine Prüfung, die noch auf sich warten ließ und gab weiterhin den Jugendlichen ein Training, auf eine ähnliche Art und Weise, wie ich es damals genießen durfte und so wurde dann ab und zu wieder die Holzbank in die Mitte der Halle geholt, damit die Kiddies ihren mae geri verbessern konnten.

Es war soweit, wir schrieben den 12.06.2005, ich wurde endlich 18 und bei einer der nächsten Trainingseinheiten fragte ich Nobi, ob ich denn ggf. auf dem kommenden Gasshuku in Hannover meine Dan Prüfung ablegen könnte. Er schaute mich nur an und sagte, dass wir lieber noch ein bißchen trainieren sollten und, wenn alles gut läuft, im November in Bremen es probieren sollten, denn der Gasshuku sei jetzt doch ein bißchen zu kurzfristig.

Also gut, die nächsten Monate wurden dann zwei bis drei schweißtreibenden Trainingseinheit pro Woche gefüllt und es fanden sich immer mehr Mutige, die mit mir zusammen das Kapitel Dan- Prüfung bestreiten wollten.

Am 25. Und 26. November 2005 fand der Lehrgang in Bremen statt, der auch die Möglichkeit zur Dan Prüfung bot. Wir vier mutigen Dan Anwärter, Nicole, Markus, Walter und Ich wurden noch von Karen, Eddie und Matthias auf unserer Reise begleitet, die uns immer wieder versuchten ein bißchen abzulenken und sich auch ihre Späße erlaubten, schließlich hatten zwei von ihnen ja schon mindestens eine Dan Prüfung abgelegt.

Wir fuhren also bei schönstem Schneefall nach Bremen, checkten im Hotel ein, welches auch schon einigen Gruppen aus dem Zentral Dojo vor uns schon als Herberge diente und gingen anschließend zur ersten Trainingseinheit mit Shihan Ochi. Am nächsten Tag ging es dann nochmal weiter mit zwei weiteren Einheiten bevor es dann endlich so weit war und wir alle, ich glaube es waren so an die 30 Prüflinge, uns vor einem kleinem Raum mit Judomatten wiederfanden und darauf warteten, endlich rein zu dürfen. Ich hatte dann das Glück gleich in der ersten Gruppe sein zu dürfen. Nachdem wir Ochi unser erlerntes Wissen in den Bereichen Kihon, Kumite und Kata gezeigt hatten wurden wir, ohne eine weitere Bemerkung wieder rausgeschickt und mussten nun darauf warten, bis die anderen Gruppen fertig sind.

Als wir dann endlich wieder reingerufen wurden, war Ochi noch dabei ein paar Unterlagen auszufüllen und wir durften ihm dann dabei zuschauen, wie er vor unseren Augen eine Dan-Urkunde zerriss, was natürlich zu einem kleinem Schock bei uns führte, denn schließlich wollte keiner der sein, dessen Urkunde gerade zerrissen wurde. Am Ende stellte sich dann aber heraus, dass es die Urkunde von einem Prüfling war, der gar nicht angetreten war.

Ich hatte also nun etwas erreicht, wovon ich vor ca. 8,5 Jahren nicht gedacht hätte, es jemals erreichen zu können, ich hatte meinen ersten Dan, es fehlte mir also nur noch mein schwarzer Gürtel. Dieser wurde uns, wie es bei uns Tradition ist, am nächsten Abend bei einem kleinen Beisammensein von Nobi, mit dem Hinweis ihn mit Leben und Wissen zu füllen, überreicht. Man war ich glücklich in diesem Moment.

Das nächste halbe Jahr schrieb ich dann meine Abiturprüfungen und trainierte weiterhin die Jugendlichen, welche aber von Mal zu mal weniger wurden, so dass ich am Ende bei meiner letzten Trainingseinheit mit nur einem Schüler dastand. Es schien also, als wären meine Trainingsmethoden doch ein bißchen zu rabiat gewesen. Vielleicht lag es aber auch daran, und das hoffe ich noch immer, dass die Kinder einfach in ein Alter kamen, wo ihnen andere Dinge wichtiger waren als Karate.