A Story of Farewell

Vor kurzem erst habe ich „gepostet“, wie sehr ich mich auf den Umzug, das Studium und ein neues Leben freue und nun will ich gar nicht mehr weg, weil der Abschied so sehr schmerzt ..

Seit fast 10 Jahren mache ich Karate im Zentral Dojo bei Nobi Foerster. Ich habe als kleines, mega nerviges Mädchen angefangen. Ich war 11 Jahre alt. Es gab viele Höhen und Tiefen und mein Sensei hat in dieser Zeit unglaublich viel Geduld mit mir gehabt, mich so vieles gelehrt und in harten Zeiten immer an meiner Seite gestanden. Er weiß immer genau, wie und wann er mich aufpushen oder beruhigen muss. Unser Sensei hält uns den Spiegel vors Gesicht, in dem wir sehen, wer wir sind und woran wir arbeiten müssen. Nicht nur im technischen Bereich des Karate, sondern auch an der eigenen Persönlichkeit, dem Charakter und unserer Einstellung gegenüber vielen wichtigen Dinge im Leben.

Mein Dojo ist kein Verein. Mein Dojo ist meine Familie. Die Mitglieder, das Karate und mein Sensei haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Jeden Abend, wenn ich vom Training nach Hause komme, fühle ich mich gut. Ganz egal, wie die Stimmung vor dem Training war. Du wirst immer herzlich aufgenommen, was auch immer ist oder auch nicht ist. Die Atmosphäre ist harmonisch und gemeinschaftlich.

Nach so einer prägenden Zeit, zu verstehen und zu akzeptieren, dass man kein kleines Kind mehr, sondern eine erwachsende Person ist, die nun ihren eigenen Weg gehen muss … das ist nicht einfach. Das Loslassen ist wirklich hart, weil man diese Menschen so sehr ins Herz geschlossen hat. Und wenn man jemanden so tief ins Herz geschlossen hat, will man immer da sein. Man will für diese(n) Menschen einfach da sein, um jederzeit zu helfen, um schwierige Zeiten zusammen zu überstehen oder einfach, um sicher sein zu können, dass alles in Ordnung ist. Um zusammen zu lernen und zu wachsen. Ich werde den einen oder anderen vollkommen verwirrten und zum Scheitern verurteilten Versuch nicht vergessen, wie wir mit einigen Mittrainierenden die gezeigte Übung umsetzen wollten. So standen wir uns bei Partnerübungen nicht selten einfach lachend und kichernd gegenüber, weil wir nichts auf die Reihe bekamen … :-)

Aber auch an viele Erfolgsmomente mit meinen Karatefreunden und meinem Sensei kann ich mich sehr gut erinnern. Hatte jemand beim Training eine „Erleuchtung“, so freute sich die Person nicht allein. Schließlich weiß jeder von uns, wie es ist, etwas nicht zu verstehen und welches Glücksgefühl einen überkommt, wenn es endlich „Klick!“ macht!

All meine Klick-Momente habe ich meinem Sensei und meinem Dojo zu verdanken. Ohne ihre Hilfe, wäre ich nie da, wo ich heute bin. Und ich habe gelernt, dass ich vor allem selbst etwas tun muss. Denn Talent und Lust allein reicht nicht. Möchte man Karate mit Ernst und Stolz betreiben, gehört eben auch sehr viel Arbeit dazu.

Auch wenn ich nicht weit weg ziehe … ich fange ein neues Leben an, in dem das, was mein halbes Leben lang absoluter Mittelpunkt war, nur noch eine Nebensache ist. Ich hoffe sehr, dass es nicht so wird. Ich hoffe, dass ich viel Zeit finde, um meine „Familie“ zu besuchen und meinem Sensei zu zeigen, was ich Neues gelernt habe. Ich hoffe, dass sich nicht viel verändern wird und ich einfach bloß einen längeren Weg zum Dojo habe und außerdem mein Wissen woanders weiter geben und neues Wissen für mein Dojo und mich aufnehmen kann.

Erst, wenn man es loslässt, wird es natürlich und findet Ruhe.

Monika Bednarek, Oktober 2012, 2. Dan