Wer kennt ihn nicht, das Shoto Ryu – Karatetigersymbol

Warum gibt es ihn eigentlich? Warum ist er im Kreis dargestellt? Von wem stammt der Tiger eigentlich ? Sicher fällt den Wenigsten die kleine Signatur rechts oben unterhalb des Schwanzes auf. Diese stammt vom Künstler Hoan Kosugi, der den Tiger entworfen hat.

Wie kam es dazu?

Als gesichert gilt, dass der Künstler Hoan Kosugi ein Karateschüler unseres Stilbegründers Meister Gichin Funakoshi war, und den Karatetiger anlässlich der Herausgabe des ersten Karatelehrbuches von Funakoshi „ Karate – Do Kohan „ für das Deckblatt schuf und es auch sonst illustrierte. Im übertragenen Sinne nennt man ein solches Werk auch „Tora no Maki“ (Meisterwerk, oder auch gesammeltes Werk eines Meisters oder einer Zunft). Wörtlich übersetzt heißt es jedoch Tigerrolle, so dass der Tiger auf dem Deckblatt vielleicht auch in diesem Sinne interpretiert werden kann.

Ob Gichin Funakoshi einen direkten Einfluss auf den Tiger hatte, also beispielsweise diesen bei Kosugi in Auftrag gab ist nicht bewiesen. Als sicher gilt jedoch, dass Funakoshi in der Nähe seiner Heimatstadt Shuri am Berg Tarao spazieren ging, dort auch meditierte und das Rauschen der Pinien liebte, dass ihn an das Rauschen von Wellen am Meer erinnerte. Daher gab er sich auch den Künstlernamen Shoto, übersetzt „Pinienrauschen“, das sich immer noch im Namen unseres Stils wiederfindet. Aus der Entfernung betrachtet sieht der Berg Tarao einem Tigerschwanz ähnlich und so heißt er daher auch: Tarao = Schwanz des Tigers. So finden wir also auch hier den Tiger wieder.

Der Tiger ist aber auch ein klassisches chinesisches Symbol und impliziert: „ Der Tiger schläft nie“, was einen Hinweis auf weitere Bedeutungen zulässt. Mir würde der Gedanke sehr gut gefallen, dass dem Tiger noch eine viel größere Bedeutung zukommt und sich sowohl Künstler als auch Herausgeber weit mehr dabei gedacht haben, als man sofort erkennt.

Was verbinden wir damit, wenn wir an einen Tiger denken?

Ich denke dann an Mut, Willenskraft, Stärke, Entschlossenheit, absolute Wachsamkeit, Präzision und Konzentration usw. Dies sind alles Eigenschaften, die wir bei einem gut ausgebildeten Karateka auch finden und so liegt der Schluss nahe, dass sich der Tiger als Symbol für das Karate sehr wohl angeboten hat. Dass der Tiger im Kreis gezeichnet ist kann ein Hinweis darauf sein, dass der Karateka nicht nur über die oben genannten Fähigkeiten verfügt, sondern diese durch seine geistige Schulung auch noch perfekt beherrscht. Diese Beherrschung der eigenen Fähigkeiten führt dazu, dass der Karateka in jedem Moment wach und konzentriert ist. Auch in schwierigen Situationen erfasst er schnell die Lage und kann diese gewaltfrei lösen. Karate – Do stellt einen Lebensweg, oder einen Weg zur Lebensgestaltung dar, in dem die charakterliche Entwicklung an erster Stelle steht und alles andere sich diesem Ziel unterordnet. So wird ein Karateka niemals zuerst angreifen und versuchen jeden Konflikt gewaltfrei zu lösen.

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