Interview mit unserem Kung Fu Lehrer Timo Stolley über Taiwan und das Kung Fu

Warum hast du dich für Kung Fu bzw. damals den Stil der südlichen Gottesanbeterin entschieden?

„Da müssen wir zu meinem Ursprung zurück. Ich hatte einfach Interesse am Kampfsport und habe geguckt, was bei mir in der Region so angeboten wird. Ich habe vorher Handball gespielt, so ca. 10 Jahre lang. Aber es hat mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht, weil man fast jedes Wochenende zu Spielen musste und der Trainer einen angeschnauzt hat, wenn man nicht gespielt hat, wie man sollte…. Und immer diese „Muss“. Es ging nicht um den Spaß. Man musste Leistung für die Mannschaft und den Verein erbringen. Da musste man immer Höchstleistung bringen und wurde tierisch unter Druck gesetzt. Da hatte ich irgendwann die Schnauze voll und habe dann nach einem Kampfsport gesucht. Damals habe ich die einschlägigen Magazine durchgeblättert und mich informiert. In den meisten waren Wettkämpfe groß geschrieben und das wollte ich gar nicht. Ich wollte etwas für mich haben. Weg von diesem Leistungsdruck und diesem Gewinn-Gedanken. Und da war Kung Fu das einzige, was ich gefunden habe. Und ehrlich gesagt, war ich auch nicht für Kampfsport geeignet. Ich bin ein ziemlich friedlicher Typ. Und als ich mit Kung Fu angefangen habe, kam ich natürlich nicht drum rum, mit Angriffen konfrontiert zu werden und vielleicht auch hier und da ein bisschen einzustecken. Teilweise ging es ganz schön ruppig zu. Natürlich ist nie etwas Schlimmes passiert, aber blaue Flecken, Prellungen, leicht Verstauchungen oder Zerrungen gehörten einfach dazu. Das fand ich am Anfang doof, bis ich irgendwann verstanden habe, dass es eigentlich für meine Entwicklung gut war. Wie sollte ich sonst lernen mich im Notfall tatsächlich zu verteidigen zu können? Im Ernstfall wirst du nicht erst vorher gefragt, ob du geschlagen werden darfst und verrät dir wo und mit welcher Technik er dich angreift. Es geht ohne Ansage direkt los… und das mit voller Kraft. Dann ist es gut wenn man aus dem Training schon Nehmerqualitäten mitbringt und mental und technisch darauf vorbereitet ist. Denn dann geht es einfach nur um´s reagieren. Diese Erkenntnis, war ein enormer Entwicklungsschritt für mich, weil ich immer der Sanftmütige war.“